Nachgefragt: Sinken 2026 die Strompreise
Ronny Leuenberger, Leiter Energie und Vertrieb, gibt einen Ausblick auf die Strompreise im kommenden Jahr. Und er erklärt, warum die SWG statt drei Stromprodukten neu nur noch eines anbietet.
Wie entwickeln sich die Strompreise im kommenden Jahr?
Ronny Leuenberger: Die Strompreise in Grenchen sinken per 1. Januar 2026 um durchschnittlich 12,7 Prozent. Das liegt vor allem daran, dass wir den Strom fürs kommende Jahr günstiger einkaufen konnten. Denn wir haben die benötigte Energie in den Jahren 2023 bis 2025 beschafft. Erstmals seit Langem wirken sich die rekordhohen Beschaffungspreise im Jahr 2022, die eine Folge des Ukrainekriegs waren, daher nicht mehr auf unsere Preise aus.
Ab 2026 veröffentlicht jeder Schweizer Stromversorger seinen Messtarif. Was steckt hinter diesem Begriff?
Der Messtarif deckt die Kosten für das Messwesen ab – also zum Beispiel für die Zähler und fürs Erfassen und Verarbeiten der Daten zum Stromverbrauch. Bisher waren diese Kosten in die Netznutzung eingerechnet.
Warum muss dieser Tarif neu separat ausgewiesen werden?
Ursprünglich war geplant, das Messwesen ganz zu liberalisieren. Für diese Dienstleistungen wäre also ein Wettbewerb entstanden. Das nationale Parlament hat auf die Liberalisierung aber verzichtet. Es will jedoch die Verursachergerechtigkeit und die Transparenz bei den Kosten fürs Messwesen verbessern. Neu können die Kundinnen und Kunden daher genau wie bei der Energie und der Netznutzung vergleichen, wie hoch unser Messtarif gegenüber den anderen Energieunternehmen liegt.
Der Strom wird durch diesen neuen Tarif also nicht teurer?
Nein, im Gegenteil. Den Messtarif kalkulieren wir gemäss den Vorgaben der Eidgenössischen Elektrizitätskommission (ElCom). Die verrechneten Kosten für das Messwesen müssen – wie auch für die bisherigen Netzkosten – verursachergerecht ermittelt sein und dürfen unsere tatsächlichen Kosten nicht übersteigen. Durch diese klaren Vorgaben soll der Messtarif möglichst tief ausfallen, was sich auch positiv auf den gesamten Strompreis auswirkt.
Was ändert sich im Jahr 2026 bei den Stromprodukten der SWG?
Wegen des neuen Stromversorgungsgesetzes müssen wir als Energieversorgerin künftig zwei Vorgaben des Bundes erfüllen: Erstens muss unser Standardprodukt zu mindestens zwei Dritteln aus einheimischer und erneuerbarer Energie bestehen. Zweitens muss mindestens 20 Prozent unseres gesamten Stroms in der Grundversorgung erneuerbar sein und aus inländischen Erzeugungsanlagen stammen. Diese zwei Vorgaben wollen wir bereits ab dem kommenden Jahr umsetzen. Deshalb bieten wir neu statt drei verschiedenen Stromprodukten nur noch eines an. Es wird zu mindestens zwei Dritteln aus erneuerbarer Schweizer Energie bestehen. Wir bilden bei unserem Strom ab 2026 also den künftigen Schweizer Durchschnittsmix ab.
Was bedeutet das für die Kundschaft der SWG?
Mit der Reduktion auf ein einziges Stromprodukt entsprechen wir dem Wunsch vieler Kundinnen und Kunden nach mehr Einfachheit. Denn wir haben in den letzten Jahren festgestellt, dass unser Angebot mit drei Stromprodukten als zu wenig übersichtlich und verständlich empfunden wurde. Zudem wird die Stromversorgung insgesamt nachhaltiger: Dank dieser Änderung beziehen künftig alle Kundinnen und Kunden in der Grundversorgung zum grossen Teil erneuerbaren Strom.
Woher stammt der Strom für das neue Stromprodukt?
Er wird zum grossen Teil aus Wasserkraftwerken und Solaranlagen stammen und zusätzlich aus Schweizer Kernenergie. Um den geforderten Anteil von einheimischem und erneuerbarem Strom zu erreichen, schliessen wir mehrjährige Beschaffungsverträge ab. Zum Beispiel haben wir diesen Sommer einen solchen Vertrag mit der Kehrichtverwertungsanlage in Zuchwil unterzeichnet. Sie wird künftig Strom für uns ins Netz einspeisen.